Übung 1 für Traber

Traber sind dafür gezüchtet schnell geradeaus zu laufen, vorzugsweise im Trab, natürlich. Ihre Rücken sind daher oft recht lang, ihre Brust recht schmal.

Foto: Fotografie Künste Tanja Dreßler – 🙂 Danke schön für die Leihgabe!!

Hier sieht man ganz gut, wie lang der Rücken von Willi ist.

Traber, die bereits auf der Bahn gelaufen sind, haben oftmals lange Hufzehen. Viele Traberleute glauben noch immer, dass die Pferde so ihre Beine raumgreifender nach vorne schmeissen und daher schneller sind. Dafür gibt es jedoch keinen wissenschaftlichen Beweis, es ist eher dem Wunschdenken zuzurechnen. Leider führt diese Hufstellung zu verheerenden Folgen wie Trachtenzwang ( Verengung der Trachten, die den Strahl zusammendrücken ) und zu sehr flachen Trachten. Beides ist für das Pferd schmerzhaft und es führt natürlich zu Lahmheiten.

Verheerend daran ist aber auch, dass die Fehlstellungen des Hufes Fehlstellungen der gesamten Gliedmaße verursachen und es kommt damit zu veränderten Belastungen und Überbelastungen der Strukturen. Sehnenverletzungen in den oberen Strukturen der Gliedmaßen sind die Folgen, wie bspw, Tendinitis der tiefen oder oberflächlichen Beugesehne oder des Fesselträgers.

Die Fehlstellungen führen zu schmerzhaften Veränderungen im Bewegungsablauf. Dies wiederum verursacht Verspannungen, die sich in der Hals- und/oder in der Rückenmuskulatur wiederspiegeln ( schwache Rücken, verspannter Trapezmuskel im cervikalen und thorakalem Bereich, etc.).

Hier auf dem Foto unten sieht man deutlich, wie sich die Oberlinie verkrampft und der Unterhals in Spannung ist, wenn das Pferd über dem Zügel geht. Willi macht das immer wieder mal gerne, wenn er sehr aufgeregt oder sehr lauffreudig ist. Nach wie vor braucht es manchmal immer noch viel Geduld ihn an den Zügel zu stellen.

Ausserdem führt die unnatürliche und durch Hilfsmittel erzwungene Haltung des Kopfes und Halses, das Aufchecken der Pferde teils mit brachialen Werkzeugen ( Gebisse, Kopfstangen, zusätzlichen Riemen und so weiter ), zu Muskelverkrampfungen in der gesamten Oberlinie, aber auch der Unterlinie des Halses und Rumpfes ( extrem überstreckter Kopf, Hals und Rücken ). Zusätzlich zu dieser unnatürlichen und starren Haltung kommt noch die Einwirkung des Sulkys.

Der Sulky ist ein zwei-rädiger leichter Wagen, der im Prinzip nur aus einer Sitzauflage plus Gestänge besteht. Aufgrunddessen, dass der Sulky nur eine Achse besitzt und der Sitz seinen Schwerpunkt etwas hinter der Achse hat, drückt der von dem Gewicht des Fahrer nach hinten unten belastete Sulky im Geschirr des Pferdes den Pferderücken wie ein Hebel nach oben. Das Pferd muss dem Druck mit seiner Rückenmuskulatur Widerstand leisten. In den Kurven drückt die Fliehkraft den Sulky zudem nach aussen. Dadurch wirken enorme Scherkräfte auf die Lende des Pferdes und hier besonders auf das Lumbosakralgelenk.

Wenn ich dabei in Betracht ziehe, dass Traber oft als 1,5 jährige Remonten eingebrochen werden und bereits, so wie Willi als 3 – jährige ihre ersten großen Erfolge erlaufen, dann ist es nicht verwunderlich, dass das noch nicht vollständig ausgebildete Skelett sehr in Mitleidenschaft gezogen wird, beziehungsweise wirklichen Schaden erleidet.

Ich kann von Willi sagen, dass er eine Kyphose in Lendenbereich hat, und er eine extreme Skoliose entlang der Wirbelsäule hat. Diese zieht sich S-förmig vom Hals bis hin zur Lende.

Ausserdem ist deutlich erkennbar, dass seine linke Vorhand, sowie aber auch die linke Hinterhand deutlich stärker bemuskelt ist, und daher auch jeder Sattel nach rechts abkippt.

Traber haben einen sehr schwachen Rücken, der zum Tragen eines Reiters nicht trainiert ist.

Dies war anfänglich so schlimm, dass ich alle 10 Minuten nach satteln musste. Ich hatte mich damals entschieden, erst kürzere Ausritte mit einem aufgepolsterten Lammfellsattel zu reiten, bzw. den Sattelgurt relativ locker zu lassen, so dass ich nach jedem Trab den Sattel wieder zurecht rücken konnte.

Seine Schiefe hat sich mit Übungen am Boden und unter dem Reiter schon bedeutend verbessert, aber der Sattel tendiert noch immer nach rechts und seine rechte Hand ist noch immer schwächer als die linke.

Doch, wie gesagt, mit den entsprechenden Übungen hat er sich deutlich besser ausbalanciert, und sein Exterieur hat sich verändert.

Willi hat eine Transformation vom Trabrenn-Pferd zum Reittier, welches den Reiter durch einen starken Rücken tragen kann, erfahren. Das ist auch nötig, denn wie gesagt, der schwache Rücken eines Trabers muss aufgebaut werden, um das Pferd als Reittier gesund zu erhalten. Das gilt im übrigen für alle Rassen. Jedoch sind die meisten Pferde bereits als Reittiere ausgebildet und trainiert worden, Traber aber nicht. Und das Training als Traber bildet genau jene Muskeln nicht aus die zum Reiten aber unbedingt notwendig sind.

Auch junge und untrainierte Pferde besitzen diese Muskeln noch nicht. Schlecht und falsch gerittene Pferde haben auch schwache Rücken- und eine vermehrte Unterhalsmuskulatur.

Wie baut man jedoch den Rücken auf ?

Erstmal garnicht, denn um den Rücken aufzubauen, benötigen die Pferde erst einmal Bauchmuskulatur. Hier brauchen wir vor allem auch die schrägen Bauchmuskeln.

Pferde, deren Bauchmuskulatur zu schwach ist, haben einen mehr oder weniger ausgeprägten Senkrücken. Die schwache Bauchmuskulatur, die die Eingeweide auch an ihrem Platz hält, kann den Bauch nicht halten, und dieser zieht, der Schwerkraft nachgebend, auch den Rücken mit nach unten.

Wir sehen dann eine konkave Rückenlinie, so wie hier bei Wotan im Oktober, der zu diesem Zeitpunkt keine Bauchmuskulatur hat, sondern nur einen dicken Heubauch. Sein Hals ist auch nicht ausgeprägt und die Kruppe ist flach und wenig bemuskelt.

Durch Bodenarbeit in den vergangenen 4 Monaten hat sich sein Exterieur schon deutlich verbessert: Wotan ist muskulärer und definierter geworden. Trainiert wird ca. 2.3 mal die Woche für max ca. 30 Minuten, da er sich länger noch nicht konzentrieren kann.

Um also den Rücken zu stärken, müssen wir erst einmal den Bauch stärken. Und das geht mit Bauchmuskeltraining.

Daher ist die erste Aufgabe die Ausführung von kleinen Volten im Schritt an der Hand.

Dazu lassen wir das Pferd um uns herum zirkeln und führen den Kopf in unsere Richtung. Das Pferd ist nur etwas und leicht nach innen überbogen. Im Grunde ist es ein Schulterherein auf der Kreisbahn einer Volte. Auf diese Weise vollführt die Hinterhand einen etwas größeren Kreis als die Vorhand. Das Pferd muss mit dem inneren Hinterbein vermehrt unter den Schwerpunk treten. Dazu muss es die Bauchmuskeln einer Seite anspannen und wieder lösen. Das Gleiche passeirt auf der gegenüberliegenden Seite im Wechsel. Die Bauchmuskeln kontrahieren im Wechsel, wenn der Agonist anspannt, dehnt sich der Antagonist und umgekehrt.

Wichtig ist, dass man das Pferd nicht zu sehr nach innen stellt, denn dann muss das Pferd auch das innere Vorderbein kreuzen, die Bewegungsrichtung des Pferdes würde mehr oder im Extremfall gänzlich seitlich sein, und viel weniger ein Vorwärts. Das ist nicht das Ziel. Das Vorwärts darf dabei nicht verloren gehen und sollte weiterhin die vorherrschende Bewegungsrichtung sein.

Wir können jedoch den Kreis soweit verkleinern, dass wir in einer Vorhandwendung enden. Die Hinterhand würde sich dann um die Vorhand bewegen. Aber auch hier gilt, auch die Vorhandwendung ( Die Wendung um die Vorhand ) ist auch eine vorwärts und dann seitwärts Bewegung.

Deutlich kann man die Anspannung insbesondere des schrägen Bauchmuskels dabei erkennen. Der hintere Teil des Bauches kurz vor der Flanke, dort wo bei uns die Taille wäre, hebt sich die Bauchlinie schräg an und man sieht die Muskeln im hinteren Drittel unter den Rippen arbeiten.

Hier zeigt Kenzie das Zirkeln im Trab und erklärt auch, warum sie zirkelt. Deutlich sieht man, wie die Hinterhand einen größeren Kreis vollzieht.

Aber ACHTUNG: ihre Pferde werden sanft trainiert und gezielt muskulär aufgebaut. Bitte beginnt erst im Schritt, macht niemals länger als 2 Minuten pro Seite zu Anfang, und wechselt dann die Seite. Macht den Zirkel nicht zu eng. Das Pferd wird sich mit der Zeit besser ausbalancieren können ( heisst es fällt weniger auf die innere Schulter und legt sich in die Kurve und belastet alle 4 Hufe zusehends besser, heisst es erscheint gerade und aufrechter ). Achtet darauf, dass es im Schritt auf beiden Seiten besser ausbalanciert ist, Eine Seite, die hohle Seite wird besser gehen als die andere, auf der das Pferd die hohle Seite dehnen muss, also die Seite aussen ist. Das Pferd wird hier auch widersetzlicher sein. Bleibt geduldig, vergrößert den Kreis und verkleinert ihn wieder im Wechsel, das macht es dem Pferd leichter sich auf der Seite aussen zu dehnen. Erst wenn es im Schritt klappt, könnt ihr auch im Trab anfangen zu zirkeln. Beginnt vorsichtig und baut Euer Pferd schonend auf.

Wenn ihr zu lange zu eng zirkelt, dann werden die Gelenke überbelastet und ihr verursacht Lahmheiten, Schmerzen und Sehnenverletzungen!